Und Tage sind, wo alle Sehnsucht schweigt.
Und ob ich ganze Nächte schlaflos lausche,
daß sie vom Herzen mir entgegenrausche,
mir klingt kein Ton, der aus der Tiefe steigt.
Komm, süße Sehnsucht, komm zu meiner Qual!
Du bist lebend'gen Lebens ew'ge Quelle.
Du drohst Vernichtung wie des Meeres Welle,
vernichte mich, so lebt' ich doch einmal.
Wer wird mir geben, was mein Herz begehrt?
Daß ich des Daseins Fülle, die ich fasse,
ohnmächtig nicht und schlaff entgleiten lasse,
noch eh' sie mich erlöst, noch eh' verzehrt.
Ach, Tage sind, wo alle Sehnsucht schweigt.
Ich weiß nicht, ob sie mir vom Sterben sagen,
noch ob sie Fluch, ob Segen in sich tragen,
nur daß mein Haupt sich stumm verzichtend neigt.
Aus: Ilse von Stach
"Wie Sturmwind fährt die Zeit"
Gedichte aus drei Jahrzehnten
Eingeleitet von Dr. Aloys Christof Wilsmann
Regensberg Münster 1948