Weißt du es noch, wie dir im Spiel
Am Raine des Gartens ein Band entfiel,
Wie mein bebender Finger mit heimlicher Hast,
Du süßestes Mädchen, das Pfand erfaßt,
Und meine Wonne ich nun verborgen
Entgegengeträumt dem nächsten Morgen? -
Du weißt es nimmer, denn bald vergißt
Ein Kind sich selbst, das selig ist.
Doch mir, mir leuchtet er immerfort
Mit Wunderglanz der gesegnete Ort,
Die sonnige Stelle, so warm und lind,
An der es war, du verklärtes Kind.
Und wie du standest - ich seh' dich noch,
So festlich still, so sinnend hoch;
Versunken steh' ich und schaue dich an,
Den Himmel über dir aufgethan,
Wie dich umstrahlt sein Glorienlicht
Gleich einer Heiligen Angesicht.
aus: Neue Gedichte von J. G. Fischer
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung
1865