Rede nicht,
Wenn ich mich in Träumen wiege,
Worte sind zu kalt, zu schlicht -
Künden, wenn ich dich umschmiege,
Worte, was die Seele spricht?
Rede nicht.
An die Nacht von meinen Haaren
Lehne deiner Wangen Licht,
Mir den Glauben zu bewahren:
Dunkle Nacht begrenzet Licht.
Rede nicht.
Lege deines Mundes Rose
Weich mir auf das Angesicht,
Daß ein Traum von Lenzgekose
Schmeichelnd zu der Seele spricht.
Rede nicht.
Schaue mit dem Aug', dem blauen,
In mein dunkles Augenlicht,
Und in mir erwacht Vertrauen:
Märchen sei der Himmel nicht.
Rede nicht.
Schlinge nur die Zauberkreise
Deiner Arme um mich dicht,
Daß Unendlichkeit mir leise
Klingend in die Seele bricht.
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880