Die Aloë

Mein Herz war eine Aloë,
So herb in sich befangen,
Doch thut es plötzlich mir so weh,
Seine Ruhe ist vergangen.

Nicht du hast ihm so weh gethan, -
Es zuckt in Schmerz und Wähnen; -
Inwendig zündeten es an
Nur deine hellen Thränen.

Nun treibt und drängt es ohne Rast,
Die Brust wird ihm zu enge,
Mir ist, als wenn in Gluth und Hast
Es selber sich zersprenge.

Nun drängt und treibt es wild hervor
In feuerheißem Schmerze,
Nun treibt und drängt es hoch empor
Die flammende Blumenkerze.

Es füllen Glanz und Duft den Raum
In wunderbarem Schrecke,
Und hochaufrauscht der Blüthenbaum,
Es springt entzwei die Decke.

Er streckt die Arme brennend aus,
Es muß das Dach zersplittern,
Und schon seh' ich mit süßem Graus
Hochoben die Krone zittern.

Mein Gott, was will das werden noch!
Es muß in diesen Flammen,
Es muß das arme Herz nun doch
Brechen in sich zusammen.

Daran ist schuld dein süßer Kuß,
Der schnelle, zündende Funken,
Daran ist schuld dein süßer Kuß,
Den ich hinabgetrunken.

Collection: 
1863

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