Sendschreiben eines Seminaristen aus dem katholischen Schullehrer-Seminarium in Gmünd, an seinen Vater

Vater! Ihr hand ohnlängst g’schrieba
Daß ih ui sei schuldig blieba
     Z’schreiba – weagem Seminar?
     D’ Zeit zum Schreiba ischst halt rahr!
Doch, jezt will ih dFeader nehma
Und mih halt darzua bequema
     Z’ Brichta ui, wie’s hia aussieht,
     Was älz für goth – und was gschieht!

Will ganz forna no a fanga,
Wia d Sach uff a nand ischst ganga,
     Mit deam Haus – wia älles ischst,
     Rah, vom Dachstual, bis zum Mist:
Wißt, dear König hott’s befohla
Daß ma schneall hott baua solla
     Fetig ischst man au glei g’sei
     Und no fey’rlich zoga ei! –

Komma ischst a Herr – a Edler –
Wisset scho, ear hoißt Herr Schedler?
     Dear hots Seminar eingweiht,
     Und a Red g’hätt – s war a Freud!
Druff hott dear Direkter g’leasa
Reacht schöa vom Schualmoister Weasa,
     Wie mas schöa no denka ka! –
     Hott viel Arbet älz, dear Mah! –

Lieder hand miar singa müaßa,
Und den Commisär heargrüaßa.
     Vater! do war’s freile schöa,
     Und viel Herra sind do g’wea.
Später ischst dear König komma
Hott dean Augaschei seal g’nomma. –
     Doch – jezt weiter in dear Sach,
     Daß ich bald a End d’ra mach!

s Haus sieht guat aus – s war a Kloster,
Wo viel tausend Paternoster
     d Franziskaner beathet hand;
     Was miar aber bleiba land;
Denn miar hand koi Zeit zum Beatha
Hättet miars au glei von Nötha;
     Arbet hand mair s ischst a Grauß,
     Wisset neana na und naus!

d Zimmer – Vater! sind it übel.
s Fehlt au nit an Wasserkübel,
      Aber desto mehr an Bier;
     Wear koi Geald hott – kriegt kois hier.
Und vom Wei derfs oim it träuma;
s’ Wasser no im Glas soll schäuma.
     Wei?! – ums oige Geald glaubt’s miar
     Derf man se koin holla hier! –

Doch jezt weiter mit meim Klaga;
Denn – ich hau ui no viel z’saga
     Wia und was – und wenn und wo –
     Hand Geduld und horchet no!
Zua de Kloider hand miar Kästa,
Doch, dia sind just nit am Besta. –
     Wia im Schofstall sieht es aus
     Wo miar schlofet – s ischst a Graus!

Wött mih no mit dem begnüaga
Wenn ih no könnt ruhig liega
     Aber noi – do geits koi Ruah;
     s Goth wia bei de Hexa zua!
Dear thuat schnarcha – dear thuat nießa,
Jener blosa – dieser pisa.
     Goister glauba?? Des wär dumm;
     Aber d Mondsucht, dia goth h’rum!

Ganz früah müäßet miar aufsteha
Beatha – und an d Arbet geha.
     Zaist zum Hofer no zum Brau –
     Ruah thuat ma uns it viel lau.
Do wut g’leasa – dott wutt g’schrieba,
Und aß s Schualfach schröklich trieba.
     Bachet! wenn ma nih stellt a
     Wut ma seahna was ich ka! –

Pädagogik lehrt dear Dreher,
Des ischst so a Steara Seher.
     Macht dear Brustkrampf koine Späß
     Wearet miar zua Sokrates.
Sacha lernet miar – o Wunder!
Vater! – uier Sach ischst Plunder –
     Wenn des G’lern a Zeit lang währt
     Sind miar alle überglehrt! –

Au fehlts nit am Musiziara;
Jeder ka se exerziara, –
     Instrumenta sind gnua do;
     Wenn ma wechslet langets scho.
Flügel – Clavier – Geiga – Flöta –
Leztre hand miar no von Nötha.
     Horn – Clar’nett – Fagot – sind rahr
     Dear Zeit no im Seminar! –

Und a Blinder dear muaßt’ stimma
d Clavier älle. – Aber nimma
     Derf er komma izt, der Mah;
     Denn miar müaßet selber d’ra.
Müaßet d Schraufa seall umdreha,
Seall no sotte Sache seha.
      Könntet höra ihar wie’s thuat
     Kömmet währle in a Wuath!

A pro po! – Weil ihar hand g’schrieba:
Ob ihs fei au häb betrieba
     Daß ih a Stipendi fang –
     Sag ih ui – da wut miars bang.
Ih will ui no kurz berichta
Was ih schaffa müaßt und richta.
     Wois gwieß saget: – Lieber Soh
     Laß en ihr Stipende no!

Macha muaß ih grad en Gsella,
Sott ih a Stipende wölla.
     Muaß mih hudla pudla lau
     Spät na liega – früah auf stau!
Mit dear Gloka s Zoicha geaba,
d Faule uß em Bett h’raus heba,
     d Nachtgschirr leera, und dia Bett
     Sauber macha – schöa und nett.

No muaß ih in d Kircha läuta,
Därf dargega gar it streita.
     Ministrant muaß ih au sei,
     Und ih wois it was no mei.
Kircha, Gäng, und d’ Stuba kehra
Und de Kranke d Fluiga wehra,
     d Leibstühl leera mit Respekt,
     Puza was no ischst verdrekt. –

Jo! an Arbet fehlt miars nimmer
So im Haus h’rum wia im Zimmer.
     Muaß aufwarta au bei Tisch
     Allweil munter sei und frisch.
Muaßs s Holzseaga – traga – spalta,
Aellethalba Ordneng halta.
     Sommerszeit im Garta au
     Aellerloi Verrichteng hau!

Kloider muaß ma sauber puza,
Hoor und Nägel fleißig stuza,
     Aufrecht laufa – schöa im Schritt,
     No koi Brilla leit ma nit.
s Raucha, des ischst au verbota;
Do gäb’s glei a bösa Nota!
     Und wenn miar spaziara gand,
     Unsre Hüather bei uns hand. –

Zwar ins Wirhtshaus derf ma laufa,
Aber jo koin Rausch it saufa.
     Währle! do seht’s übel aus;
     Glei dürft koiner meh heraus.
Mäßig muaß a jeder leaba
Achteng uff sel sealber geaba;
     Denn, ma passet dort und do,
     Goth oim ällethalba no!

Will ma Brief uff d Post he traga
Oder sonst no ebbas fraga;
      Muaß ma Ausloßzoichner hau,
     Ohne dia därf koiner gau.
Thät ma oin sonst wo verwischa
Wur ma oim it schleacht auftischa:
     „Allo! marsch! in Carzer h’nei
     „Drei vier Stund!“ – Kannst zfrieda sei?

Kloidertracht wut anderst weara;
Us uns macht ma reachte Herra!
     No hoißt’s: Vater! guket a!
     Bin ih nit a reachter Ma? –
Bald, so sait ma, krieagt jedweder,
Hois ear Stoffel oder Peter
     Uniform. – Wia wut dia sei?
     Gwieß ganz b’sonders – bild miars ei!

G’sorgt ischst’s zwar au fürs Vergnüaga,
Damabretter theand miar kriega,
     Aber no koi Billiard,
     Koine Würfel und koi Kart.
Könnets s Früahjohr miar erwarta
Baut ma uns in unsern Garta,
     Au sogar a Kegelbah,
     No goth d Lustbarkeit erst a!

Von dear Kost do will ih schweiga;
Dia thuat sich spartanisch zeiga!
     Gäns und Wildprät – Krebs und Fisch
     Kommet it uff unsern Tisch.
Aber Knödla als wie d Balla,
Machet Löcher loßt maß falla
     Wia Kanonakugel doch;
     Schmalhanns ischst bei uns dear Koch!

Doch, jezt haun ih satt am Schreiba,
s Uebrig will ih schuldig bleiba;
     s Hilft doch noiz – ih bin halt scho
     Zum Schualmoister-Elend do!
Freile, wenn ih älz thua kenna,
Kann ih z Leztes no verbrenna! –
     So, do handers! – Leabet wohl,
     Schiket Geald en Beutel voll! –

Collection: 
1826

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