Morgenträume

      MORGENTRÄUME

Mit der Morgenröte erstem Lohen
Ist ein braunes schlankes Pferd entflohen:
Klingt sein Hufschlag in den hohlen Gassen,
Hat uns alter tiefer Gram verlassen.

Dringt der Hall an unsre Träumerohren,
Weckt er Drang und Lust, die neugeboren
Aller Not entkamen: Ein Versöhnen
Wiegt uns in der Erde dumpfes Dröhnen.

Lassen wir uns wiegen: fort uns tragen –
Fern im Saal, wo Raum und Wände ragen
Wandeln wir dahin mit leichten Schritten,
Alle Schwere ist vom Kleid geglitten.

Collection: 
1919

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    Ach, wir wissen von keinem Gedanken, wann er
    Neu war, von keiner Schönheit, wann sie
    Schwand und erschien, von keiner Tat, wir erkennen
    Unsre Schuld nicht.

    Darum laßt uns verehren, es wäre ja schmählich,
    Wollten wir deshalb verehren, weil wir...

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    Ein einfaches, leichtes Kleid!
    Ein leichter Gang!
    Ein Mädchen, das hie und da
    Meine Lenden geschmeidiger macht,
    Ihm dankbar sein dürfen und eins!
    Verschont die Seele.

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    Durch Hoffen und durch Warten wird
    Der Sinn gemein.
    Du Holde! Frag nicht lang!
    Will dich befrein.

    Auf junge Blüten fällt
    Nacht: nicht so wunderbar,
    Wie gegen deinen Hals
    Dämmert dein Haar.

    Dein Auge fragt: Mein Wort...

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    Starker, goldener Wein! Du bist
    Wie das Glück im Spiel.

    Ewig gleich aus deinem Innern, ob
    Wir wild werden, toll werden, bös werden,
    Strahlt die Verlockung.

    Du und ein fragendes Kind! Ihr weckt
    Das arge Wissen in uns, doch ihr
    ...

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    Spart euch den Trost! Der Wahnsinn ist
    Der Gläubiger der Geschlagenen.
    Und ihm verfällt des Elends wache Brut.
    Spart euch den Spott.

    Denn wie ein Schiff der sturmzerpeitschten Flut
    Sind Worte mir zur Last: verhaßt die Blicke
    Der Gütigen...