Mein Dankesgruß vom 26. März 1889

Fast mahnt es mich gleich eines Traumes Weben,
Daß siebzig Jahre mir vorbeigegangen;
Voll Leid, voll Glück, doch immer voll Verlangen
Mit meinen Zeitgenossen fortzustreben.

Doch ach! wie viele schieden aus dem Leben,
Die mir vereint die gleichen Lieder sangen,
Des Ideales heilge Fahnen schwangen –!
So dacht ich heut in schmerzlichem Erbeben.

Da aber kamen mir so holde Zeichen:
„Noch viele sind Dir treu gesinnt geblieben!“
So sprachs aus Liedern, Blüten, Lorberzweigen.

Nun fühl ich mich ermutigt und getrieben
Begeisterungsfroh Euch meine Hand zu reichen
Und warmen Dank zu sagen allen Lieben!“

Collection: 
1893

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1. Caritas Pirkheimer.

Mit seinen Türmen, seinen stolzen Warten
Liegt Nürnberg vor des Wandrers Blicken da,
Der aus dem Forst „des Reiches Bienengarten,“
Sich einem Stadtgetrieb’ genüber sah,
In dem sich tausend Hände emsig regen,
Das Gute gut...

Zwei Fenster.

I.

Ein Fenster hinter blendenden Gardinen,
Das hoch und groß den Blick hinein verstattet;
Vom hellen Sonnenglanze ist’s beschienen,
Der an den blanken Scheiben nicht ermattet.

Umzogen ist’s von grünen Epheuranken,
Lorber...

1842.

Nicht sing ich jetzt von inn’rem Leid und Glücke,
Das einzig meiner Seele nur gehört –
Ich weise meines Schicksals Weh zurücke,
Vom Gramversinken bin ich aufgestört,
Der Gegenwart gilt’s ganz und gar zu leben,
All ihren Stürmen will ich...

Schon in der Jugend Morgentagen
Fühlt ich mich als ein Kind der Zeit
Und ihrem Hoffen, ihren Fragen
War stets mein Wort, mein Lied geweiht.

Mein ganzes Herz, mein ganzes Leben
War nur erfüllt von einem Ziel:
Mich an mein Volk dahin zu geben,
...

Zöblitz, im Mai 1853.

Ein Pfingsten kam – o welche Festesfeier!
Der schöne Mai im hellen Blütenkranz
Zerreist des Himmels düstern Wolkenschleier,
Und zeigte ihn in seinem blau’sten Glanz. –

Kann solche Wonne auch im Kerker wohnen?
Ist da auch...