Im Nebel

Fern im Hinterland wohnt die Unendlichkeit.
Ihrem Zaun entsprungen wandr’ ich fleißig
Jahre schon auf dieser grünen Erde,
Such mir eine Hütte, drin zu wohnen.

Einsamkeit umwallt die scheuen Füße,
Die ich zögernd in den Nebel setze.
Nebel hinten – wo entsprang mein Wandern?
Neben vorn – wo endet meine Straße?

Einer Glocke Schwingen schwebt herüber,
Einer einz’gen. Doch die Harmonien
Singen hoch und tiefer in den Lüften.
Glocke, sag mir doch, wo magst du bangen?

Lehnt an deinen Turm mit Wein umsponnen
Grün das Haus, der mild gepflegte Garten?
Steht die Bank am Tisch, mich zu empfangen?
Ruht schon die Ersehnte in der Türe?

Rascher jagen Bäume gleich Armeen
Drohender Krieger jetzt im Feld vorüber,
Suchen mich vom rechten Pfad zu scheuchen.
Aber munter folg ich stets der Glocke.

Tastend durch die grauen Einsamkeiten
Such ich rüstig, wo das Tal sich lichtet;
Fern den Menschen, nur mir selber nahe,
Doch den lieben Glockenton im Herzen.

Collection: 
1922

More from Poet

  • Z’Windischt i dr Bärlisgrueb
    Vor alte lange Zyte
    Händ d’Römerwyber ’s Gaudi gha,
    Wen d’Christe sind cho stryte.

    De Käiser het nid welle ha,
    As d’Lüt zum Häiland bätte.
    „Vor d’Leue mit ene!“ het’s tönt,
    Wi wen si gmordet hätte.

    Do ist es...

  • z’Nacht

    Schwarz gropet d’Nacht dr Aare noh,
    Käis Stärndli schickt e Häiteri.
    ’S mues jeden äinist ’s Läbe loh
    Und usem Liecht a d’Feisteri:

    Hütt isch es glych au gar so still,
    Ke Gäisle ghörst, ke Ysebah!
    Was äine spinnt und wärche wil...

  • I wil nid brieggen, i wil nid lache,
    I säge kem Möntsch ekes Wörtli drvo.
    ’S brucht’s niemer z’wüsse und niemer z’verrote,
    Und niemer cho z’froge: Wi het’s dr to?

    I wil’s verwurge, i wil’s vergässe,
    Wil nüt meh suechen am Jugetfest.
    Und nie meh as...

  • Laß mich mit dir wandern –
    Fern tun sich neue Berge auf,
    Weit gähnt der Weg und windet sich
    Durch Steingefild und Felsenschlucht.
    Doch Hand in Hand, gebückt und froh,
    Erobern wir die erste Fluh.
    Schau’n nie zurück und halten fest,
    Gestützt auf...

  • Vorfrühling

    Schon harren tausend Knospen
    Am noch verschloßnen Tor,
    Dann bricht an allen Enden
    Das junge Laub hervor.

         Schon wandelt an den Hängen
         Ein hoffnungslauer Wind,
         Wo bald die Anemonen
         Vom Schlaf...