Wanderung

Laß mich mit dir wandern –
Fern tun sich neue Berge auf,
Weit gähnt der Weg und windet sich
Durch Steingefild und Felsenschlucht.
Doch Hand in Hand, gebückt und froh,
Erobern wir die erste Fluh.
Schau’n nie zurück und halten fest,
Gestützt auf mich, gestützt auf dich,
Bald du voran, bald ich voraus, –
Das Hinten ist ein totes Land.
Und Rechts und Links gehört uns nicht.
Gib einen Blick aus klarem Aug,
Vernimm ein Wort aus treuem Sinn:
Sei niemals hier, sei immer dort,
Und glaube, was ich morgen bin.
Tut wo ein stiller Grund sich auf,
So küß mich, ohne still zu stehn,
Denn Grund an Grund und Berg an Berg
Und Welt an Welten sind vor uns.
Es weht ein Geist, der rastet nie,
Schwingt jauchzend sich von Stern zu Stern
Und feiert selbst im Himmel nicht.
Denn Leben heißt: Unendlichkeit!

Collection: 
1922

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