Meißen 1844.
Gruß Euch, Ihr Sänger! einen Festesgruß
Aus meiner Heimat schall es Euch entgegen,
Aus meiner Heimat, wo im Vorgenuß
Sich frisch und fröhlich alle Herzen regen.
Gesegnet all ihr liederreichen Scharen,
Die gleich wie Vöglein wir im Lenz gewahren,
Zu unsren Büschen unsren Bergen kehren,
Mit ihren Liedern unser Elbthal ehren.
Hier, wo der Dom, Denkmal der Gotenzeit,
Zum Himmel strebt mit seinen Zackenspitzen.
Ein Zeugnis heil’ger Gottestrunkenheit,
Die ihren Bau geweiht mit Geistesblitzen –
Hier singt auch Ihr im Tempel der Germanen
Dem heiligen Vermächtnis unsrer Ahnen,
Und Gunst und Beifall ist dem Fest gewonnen:
„Christlich-germanisch“ ward es ja begonnen.
Doch nicht im Tempel nur von Menschenhand!
Es lockt Natur zu sich heraus in’s Freie
Auf Bergen und in Wäldern haltet Stand
Und gebt dem Tag die frohe Sangesweihe
In Chören die von tausend deutschen Zungen
Aus tausend Herzen sich zugleich gerungen
Zum freien Lied gleichwie viel kleine Flammen
Zu einer großen Flamme glühn zusammen.
Es wohnt Begeisterung in jedem Sang,
O wie viel mehr in Euren Bundesliedern.
Wo in der Töne Harmonienklang
Sich Grüße wechselnd finden und erwidern –
Bis dann in einem Ton die Unbekannten
Vertraut verbunden sich im Liede fanden,
Und in der Chöre Ineinanderklingen
Ein Bruderband sie alle um sich schlingen.
Ein Bruderband! das ist ein heilig Wort,
Das ist die Losung der verjüngten Zeiten
Das knüpft nicht nur, das wahret fort und fort
Das nehmt mit Euch als Liebespfand beim Scheiden,
Und bei des Festes freundlichen Gedenken
Mögt Ihr es auch den Heimgebliebnen schenken,
Daß nicht nur Tausenden, nein allen, allen
Die Bruderworte aus den Herzen schallen.
Und ist der Sänger nun dem Sänger gleich –
Warum denn fühlen sich nicht Alle Brüder?
Gewiß! es kommt die Zeit so groß, so reich,
Da sind wir einig wohl durch mehr als Lieder!
Da singen wir der deutschen Freiheit Psalmen!
Da steht die Saat in segensreichen Halmen
Zu der wir hoffend jetzt den Samen streuen
Gott gebe, daß wir uns der Ernte freuen!