Der armen Kinder Dank

Wir Kinder sind nicht sehr besonnen,
Wir leben in den Tag hinein,
Und denken heut in Freud’ und Wonnen:
Es wird wohl morgen auch so sein.

Bedenkt ihr heut uns mit Geschenken,
Da springen wir und jubeln sehr;
Doch an den guten Geber denken
Vielleicht schon morgen wir nicht mehr.

Wenn wir ihn irgendwo erblicken,
Wohl nicken wir ihm hoffnungsvoll,
Daß bald er wieder uns was schicken,
Und unser freundlich denken soll.

Denn glaubt, wir tragen auch geduldig
Oft große Noth; ihr wißt es ja;
Und wir doch sind daran unschuldig,
In Gottes Hand ja stehn wir da.

Und was die Menschen aus uns machen,
Sind wir, dieweil wir Kinder sind;
Doch Gott ist mächtig in den Schwachen,
Das Himmelreich erwirbt ein Kind.

Ihr werdet es durch uns erwerben,
Da ihr der Welt euch, die verarmt, –
Heil euch im Leben, – einst im Sterben!
Der Kleinen, die Gott liebt, erbarmt.

Collection: 
1839

More from Poet

  • Liebes Neujahr, weißt du was?
    Komm und kränze Geist und Glas.
    Ist drinn Wein, soll’s lieb uns sein,
    Ist drinn Wasser, mach’s zu Wein.

    Solche Wunder mußt du thun,
    Sollen alle Klagen ruhn;
    Lehr’ die Welt, wie Heiterkeit
    Meister wird der...

  • Mit kalter Kost von Schnee und Frost
    Fand sich der Winter ein;
    Wir nehmen an des Ofens Ost
    Nun Platz beim Kerzenschein.
    Jetzt ist der Himmel selten blau,
    Sturm weht vom Sternenplan:
    Drum bau’n den Himmel wir uns schlau
    In unserm Stübchen an....

  • Der Tage kürzester, die längste Nacht
    Sank auf der Erde Winteröde nieder.
    Die Finsterniß mit bleiernem Gefieder
    Hat ihren Sieg auf Erden nun vollbracht.

    Jetzt wendet steigend sich der Sonne Lauf;
    Es wächst der Tag gleich einem Kind’ auf Erden.
    Gemach...

  • Seht und hört den tollen Knaben
    Auf dem Christmarkt, wie er schreit,
    Alles, Alles will er haben,
    Weil ihn Alles hoch erfreut.

    Hier behelmte, blanke Ritter,
    Dort das Lämmchen schmuck und kraus,
    Hier des Säbels Flamm’ und Flitter,
    Dort der Garten...

  •      

    Unterm Schnee liegt öd’ und traurig,
    Klang- und lautlos, bang’ und schaurig,
    Aller Erdenschmuck versteckt
    Und mit ernster Nacht bedeckt.

    Unterm Schnee ruht vieles Leben,
    Das, dem Jenseits hingegeben,
    Zur Vergangenheit erstarrt,
    ...