Bruchsal, im August 1851.
Zwei Eisengitter scheiden Dich von mir! –
Dazwischen schreitet auf und ab der Wächter –
Die Liebe schwingt ihr heiliges Panier,
Ein Talisman für Dich und mich, ein echter!
Kein Händedruck, kein Kuß! – kein Gitter fällt
Und keine Hand kann durch die Stäbe langen,
Und selbst das Wort von Laurern rings umstellt,
Es bleibt im Bann, es ist wie Du gefangen. –
Die Ihr Euch liebt in Freiheit hoch beglückt:
Vermögt Ihr wohl ein solches Wiedersehen?
Euch auszumalen, Herz an Herz gedrückt,
Wie möchtet Ihr vor solchem Gitter stehen?
Wir standen so: Wir sahn uns Aug in Aug, –
Ein Siegeszeichen strahlt von unsren Stirnen.
So zieht im Sturm ein Sonnenaufgangshauch
Um ferner Alpen hochgetragne Firnen.
Und Sonnenaufgang war’s und Lerchenruf
Und Hallelujahsang aus höhern Sphären!
Noch einmal Gott die schöne Welt erschuf –
Und es ward Licht; die Schöpfung zu verklären.
Und es ward Licht! die Augen wurden hell,
Das Seel’ um Seele auf den Grund sich schauten
Und jubelnd flog das Herz zum Herzen schnell,
Daß sie sich so das Seligste vertrauten.
Zwei Eisengitter zwischen Dir und mir –
„Vorbei die Stunde!“ mahnt der rauhe Wächter –
Die Liebe schwingt ihr heiliges Panier
Ein Talisman für Dich und mich, ein echter.