An die Flöte meines Gatten

den 13. Juli 1814

O Flöte der himmlischen Sprache!
Du hast aus dem Traum mich geweckt,
Dein Lispeln sprach leise: Erwache;
Die Stunde des Glückes dir schlägt!

O Flöte! da hob ich zum Himmel
Den Tränen beperleten Blick,
Und kehrt' aus dem Erde-Getümmel
Zur friedlichen Heimath zurück.

O Flöte! da fühlt' ich ein Wehen
Vom Hauche, der hold dich belebt:
Du klagtest in zärtlichem Flehen,
Das sanft mir die Seele durchbebt.

O Flöte! da sah' ich sich heben
Das Herze, das nahe dir schlug,
Und schnell zu dem meinen herschweben
Im Geister umfaßenden Flug.

O Flöte! in silberne Tönen
Enthüllte sich mir sein Gefühl,
Und stillte mein mächtiges Sehnen,
Erhob mich ans himmlische Ziel.

O Flöte! an Hymens Altare
Ertönt mir nun zaub'risch dein Laut
Stets reiner, bis an meiner Bahre
Dich sanft eine Thräne bethaut!

aus: Briefwechsel zwischen Carl Maria von Weber
und Thaddäus Susan
(Im Anhang: Gedichte von Friederike Susan,
Thaddäus Susan Leben und künstlerisches Wirken,
Friederike Susan Leben und künstlerisches Wirken)
Blätter des Gedenkens zusammengestellt
von Friedrich Susan dem Urenkel
Im Selbstverlag Wien 1986

Collection: 
1847

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den 13. Juli 1814

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Dein Lispeln sprach leise: Erwache;
Die Stunde des Glückes dir schlägt!

O Flöte! da hob ich zum Himmel
Den Tränen beperleten...

An Carl Maria von Weber
den 25. November 1811

Wie schön ist dieses Leben,
Wenn an der treuen Hand
Des Freundes wir entschweben
Dem dunkeln Sorgenland!

Wenn er die zarte Blüthe
Der Weisheit mit...

Nach einem musikalischen Feste am 5. November 1810

Der Gefühle Zauber - Harmonien
Sie dringen schmeichelnd noch in meine Brust;
Ich fühle noch der Thränen heißes Glühen,
Die mir entlockte ihre Himmelslust.

In...

An Carl Maria von Weber

Es tritt, die Brust voll kindlichen Vertrauen
Mit heitren Sinn der Künstler in die Welt;
Das Götterbild, das seinen Busen schwellt,
Er hofft entzückt es überall zu schauen.

Doch sieht er bald...

O holder Stern!
Dich grüßt so gern
Der Wonneblick der Guten wieder!
Beim frohen Mahl
Winkt hold dein Strahl
Die Ruhe sanft von Himmel nieder.

Dein Silberschein
Verdrängt die Pein
Des Tages...