den 13. Juli 1814
O Flöte der himmlischen Sprache!
Du hast aus dem Traum mich geweckt,
Dein Lispeln sprach leise: Erwache;
Die Stunde des Glückes dir schlägt!
O Flöte! da hob ich zum Himmel
Den Tränen beperleten Blick,
Und kehrt' aus dem Erde-Getümmel
Zur friedlichen Heimath zurück.
O Flöte! da fühlt' ich ein Wehen
Vom Hauche, der hold dich belebt:
Du klagtest in zärtlichem Flehen,
Das sanft mir die Seele durchbebt.
O Flöte! da sah' ich sich heben
Das Herze, das nahe dir schlug,
Und schnell zu dem meinen herschweben
Im Geister umfaßenden Flug.
O Flöte! in silberne Tönen
Enthüllte sich mir sein Gefühl,
Und stillte mein mächtiges Sehnen,
Erhob mich ans himmlische Ziel.
O Flöte! an Hymens Altare
Ertönt mir nun zaub'risch dein Laut
Stets reiner, bis an meiner Bahre
Dich sanft eine Thräne bethaut!
aus: Briefwechsel zwischen Carl Maria von Weber
und Thaddäus Susan
(Im Anhang: Gedichte von Friederike Susan,
Thaddäus Susan Leben und künstlerisches Wirken,
Friederike Susan Leben und künstlerisches Wirken)
Blätter des Gedenkens zusammengestellt
von Friedrich Susan dem Urenkel
Im Selbstverlag Wien 1986