Wir stiegen vom alten Brocken,
Mein Lieb und ich zumal,
Durch wilde Tannen und Klippen
Hinab in's Ilsethal.
Dort unten tief in den Schluchten
Liegt mitten im Fluß ein Stein,
Da sprangen wir Beide hinüber:
Hier soll's gerastet sein!
Hab' Gruß, Jungfrau Ilse!
Da saßen wir Beide, wie selig!
Die Wellen umschäumten den Stein;
Mein Lieb goß in silbernen Becher
Hold lächelnd den funkelnden Wein.
Und als sie den Becher mir reichte,
Da goß ich ihn in den Fluß:
Dieß habe, o Brockentochter,
Dieß habe von uns zum Gruß!
Hab' Gruß, Jungfrau Ilse!
Wie lange wir dort gesessen,
Wir haben es nicht gezählt;
Es war nichts Süßes vergessen,
Es hat nichts Holdes gefehlt.
Es sangen die Vögel, es rauschten
Die Wellen so klar, so tief;
Wir saßen und kosten und lauschten,
Bis fürder die Stund' uns rief.
Hab' Gruß, Jungfrau Ilse!
Doch drunten hatte mein Grüßen
Die Brockentochter gehört,
Da hat sie im kalten Grunde
Des glücklichen Wandrers begehrt;
Und wo die Wellen sich stürzen
Hoch über das wilde Gestein,
Da riß sie mit blinkendem Arme,
Da riß sie mich zu sich herein.
Weh mir, Jungfrau Ilse!
Mein Lieb sah mich ringen und stürzen,
Verschwinden im schäumenden Schlund.
Sie hob zum Himmel die Hände,
Sie schrie mit bebendem Mund.
Da dachte die Jungfrau Ilse
An's eigne verlorene Glück,
Und reichte mit blinkendem Arme
Mich meiner Treuen zurück.
Hab' Dank, Jungfrau Ilse.
Wir sanken uns Herz zum Herzen,
Wir waren so glücklich, so jung,
Wir schritten und wanderten weiter;
Da rauscht' es vernehmlich genung:
Geht hin in die goldensten Tage
Der eilenden Lebenszeit,
Und kommt euch die Abschiedstunde,
Dann denkt, dann denket an heut! -
Hab' Gruß, Jungfrau Else!