Im Traum sah ich dich am Rädchen,
Mir ist als wär's erst heut',
Ein kleines süßes Mädchen,
Erröthend vor Lebensfreud'.
Die Augen, aufgeschlagen,
Blickten so groß und still,
Als wollt'st du das Leben fragen:
Was das wohl noch bringen will?
Im Traum lag ich dir am Herzen
Und brachte mein Leben dir;
Die Freuden wie die Schmerzen,
Sie wurden es dir wie mir.
Dir war das Schönste gegeben,
Was Menschen zugedacht:
Du hast ein finsteres Leben
Zum glücklich hellsten gemacht.
Im Traum hört' ich am Altare
Das Ja von deinem Mund;
Das liebliche, ewigwahre,
Wie drang es aus Herzensgrund!
Dann klangen freudige Grüße,
In Bechern perlte der Wein;
Du Treue, Gute, du Süße,
Vor Allen nun warest du mein.
Nun sitzest du selber zur Lust dir
Wie ein Bild aus alter Zeit,
Ein holder Knab' an der Brust dir,
Ein anderer dir zur Seit';
Ich aber knie' dir zu Füßen
Und fühle mich innig gestillt,
Ich möchte dich betend grüßen
Wie ein Muttergottesbild.
Die Jahre, sie werden vergehen,
Ihr Schreiten, wir hören es kaum,
Und einst, wenn wir rückwärts sehen,
Dünkt uns auch Heute ein Traum.
Dann werd' ich die Hand dir geben,
Und ein Greis ist, der zu dir spricht:
Ein Traum war das ganze Leben,
Nur, daß wir uns liebten, nicht.