Du bist sehr schön, in dunklem Strome
Rollt dein Gelock, vom Wind gebläht,
Von deiner Stirne Marmordome,
Ein Siegspanier der Majestät!
Als wie die Palme windgebogen
Wogt deines Wuchses schlanke Höh',
Und deines Kleides samtnen Wogen
Entsteigt dein Hals, wie Schaum der See.
Musik ist unter deinen Füßen,
Es grünt die Flur, die dich umgiebt,
Ich hör' es klingen, seh' es sprießen,
Und doch - ich hab' dich nie geliebt!
Du bist sehr schön, und dank dem Glücke,
Samt deiner Schönheit warst du mein;
Ich bin erwacht an deinem Blicke,
Mit deinem Kusse schlief ich ein;
Mein war der Mund der liebesschwüle,
Und mein der Busen ohne gleich,
In dessen sel'ger Wogenkühle
Ein Kaiser gern verträumt sein Reich.
Da war kein Zug um deine Stirne,
Der mir gehört' nicht ganz und gar;
Da war kein Hauch in deinem Hirne,
Der mir nicht ganz verfallen war.
Du warst sehr schön, du bist's noch heute,
Du warst sehr stolz, das ist vorbei!
Ich war mit dir in langem Streite,
Mein blieb der Sieg, und ich blieb frei.
Als Hunderte zu deinen Sohlen
Ihr stolzes Haupt zum Staub gebückt,
Hab' ich die Rache mir befohlen,
Und wunderbarlich ist's geglückt.
Zwei Jahr' an deinem Siegeswagen
Hab' ich den Hals im Joch geübt,
Nur, um dir heute kurz zu sagen:
Und doch, ich hab' dich nie geliebt!