Huldigung

Wohlan, mein Lieb, so nimm Besitz vom Throne
Längst erbaut;
Setz' auf dein rosig Haupt die Rosenkrone
Frisch bethaut
Vom Freudenthau, vom ersten hellen;
Froh umkreis't,
Sieh, von Phalänen und Libellen,
Die just gelockt aus dunklen Zellen
Der Liebe Geist!
Ich will dir alle meine Schätze zeigen,
Die nun für immer sollen sein dein eigen.

Da kam es aus dem Kopf gesprungen,
Und aus dem Herzen kam's gedrungen
Endlos gar:
Von dorther kommt im sonnenblanken
Witzwasserschmucke der Gedanken
Kühne Schaar;
Von daher naht ein weiches Wühlen
Von lauter süßen Lustgefühlen
Dem Thronaltar -
Sie Alle mußten tief sich neigen
Und ihrer Herrin Huld bezeigen.

Und als des Herzens holde Elfengeister,
Sowie des Kopfes stolze Räthselmeister
Ihr Haupt gesenkt,
Da wurden erst des Leib's Juwele:
Das Aug', das Ohr, das Gold der Kehle
Ihr geschenkt
Mitsammt dem Kleinod, das man Seele
Nennet weich;
Und als ich Alles, Alles hingegeben,
War ich reich: -
Ich sah in Liebchens Aug' die Thräne beben!

Collection: 
1855

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