I.
Ich liege krank.
Doch wie ich auch mit Schmerzgefühlen
So schmachte in den heißen Pfühlen,
Frohlockt mein Herz doch: Dank,
Daß ich so krank!
Denn daß der Tod -
So sagt das Fluthen und das Schwellen
Der annoch frischen Herzenswellen -
Daß noch der grimme Tod
Mir Schelm nicht droht;
Allein wie lang
Hab' ich gerungen und gelitten,
Mit meinem Liebesdrang gestritten
Und Ihrem Lieblingshang,
Wie lang, wie lang!
Und konnte klug
Und klar nun nie und nimmer werden:
Ihr Thun, Ihr Reden, Ihr Geberden
Ob Treue oder Trug?
Ich ward nicht klug.
Mein armer Kopf,
Wie lagst du oft in meinen Händen
Gleichwie gefüllt mit Feuerbränden
Ein glüh'nder Weißgoldtopf -
Mein armer Kopf!
Da wurd' ich krank,
Todkrank - was thut die schöne Stolze?
Ach seht, Sie kniet am Gnadenholze
Und . . . o, vieltausend Dank,
Daß ich ward krank!
II.
Und als ich dann zum erstenmale
Genesen schon, nur bleich und schwach,
Lustwandelte zum Wiesenthale,
Wer sah mir unablässig nach?
Ach, Sie, ach, Sie! wohl sonst auch Viele,
Doch Keines also froh und lang -
So blickt nach seinem theuren Ziele
Des Pilgers Aug vom Bergeshang!
Was Wunder, daß ich wiederkehrte
Nach kurzer Frist gestärkt und froh,
Und daß der Doktor uns dann lehrte
Mit Anstand dreschen leeres Stroh.
"Ja, ja" - sprach er - "die Sonnenbäder
Gewürzt mit Aether und Erdgeruch -
Das läuft wie Feuer durch's Geäder,
Da leid' ich keinen Widerspruch."
"Muß auch der Patienten ein jeder
Mir machen zur Probe den Versuch,
Und find' ich nur mal die rechte Feder,
So schreib' ich drüber ein dickes Buch."
"Das junge Herrlein zum Beweise,
Geht fort wie ein Lämmlein lahm
Und kömmt nach kurzer Badereise
Ein Leu! - ist das nicht wundersam?"
Und alles rief mit ihm: Mirakel!
Ich selber schwieg und nickte nur,
Es war ja wahrlich ein Mirakel
Gescheh'n, bloß - anderer Natur!