I.
Mir ist mein Herz so krank, so krank,
Ei hört doch sein Gewimmer!
Und weil ich ihm nicht helfen kann,
So wird es stündlich schlimmer.
Ich sitze wohl bei Tag und Nacht
An seiner Trauerstätte
Mit Rath und Trost - o Jammer, ach!
Umsonst sind Trost und Räthe.
Es seufzet fort und will nur Eins -
Das ist im Goldgefieder
Das Vöglein, das in Maienlust
Froh flattert auf und nieder.
Dem seufzet und das will es nur,
Das muß und muß es kriegen,
Sonst - jammert es in Fieberglut -
Sonst sei sein Loos - erliegen!
"Ei, Herz, mein Herz, wie soll ich denn?"
""Leg' Schlingen ihm und Fallen,
Umgarne es im freien Feld
Und in des Haines Hallen!""
Die Schlinge liegt, die Falle steht,
Der Hain ist rings umgarnet;
Doch weicht das Vöglein schlau mir aus,
So schlau, als wär's gewarnet.
Und kränker wird und ärmer liegt
Mein Herz in Noth und Kummer,
Vom Jagen bin ich selbst so müd -
Ach nur ein Stündchen Schlummer!
Und nun, mein Herz, den letzten Rath -
Es kommt mir so zu Sinne:
Erhebe dich mit aller Kraft
Und wandle selbst auf Minne!
Such' auf dein Vöglein Wunderhold
In Hainen und in Auen,
Gib kund ihm deine Liebesnoth
Mit Inbrunst und Vertrauen!
Und läßt es unerhört und hart
Dich klagen und gar scheiden:
So ist des Vögleins Herz nicht werth
O Herz, mein Herz, dein Leiden!
II.
Weil sich ein Herz nicht erweichen läßt,
Wird weich das meine, sonst starr und fest.
Ach, wenn der Geist der Liebe mir zeigte,
Was ich wohl beginnen soll,
Daß sich das stolze Herz zu mir neigte,
Wie wäre ich freudenvoll!
"Geduldig harren und tragen die Pein!"
Erschallt's mir öfter ins Ohr hinein;
Geharret ist und geduldet lange,
Des Harmes Thräne geweint,
Vom Wachen welkt die blühende Wange,
Ach, und kein Trost erscheint!
"Bewahren den Muth mit Kraft im Verein!"
Erschallt's mir wieder ins Ohr hinein:
Ich habe mit Muth und kräftig gekämpfet,
Fast froh ertragen den Schmerz,
Das lodernde Feuer sorglich gedämpfet,
Umsonst - und nun bricht das Herz!
"So flieh', entflieh' über Stock und Stein!"
Erschallt's mir itzto ins Ohr herein:
Was hilft mein Fliehen, was hilft mein Meiden
Wie weit auch und wie lang?
Sie folget mir auf Fluren und Haiden
In lockendem, leisen Gang!
So steh' ich nun alles Trostes bar,
Mein ganzes Thun weil es eitel war;
Mein Dulden, Kämpfen, Fliehen und Flehen -
Dem Winde Rauch und Spreu!
So sei's, ich will im Leide vergehen,
Du - wahre dein Herz vor Reu'!