Es steht ein stiller Wald am Horizont,
der schweigt, wenn ihn des Abends Schwingen decken,
und schweigt, wenn ihn der Morgen übersonnt,
und kann doch Nacht und Tages Träume wecken.
Er ist es, der den Weg zu dir verhüllt,
daß alle Sehnsucht, wahrhaft dich zu spüren,
sich gestern, heute - ewig nicht erfüllt.
Und alle Pfade tief ins Dunkel führen.
Denn finster reckt er sich zum Firmament
und scheint als Mauer schon mit ihm verbunden,
so wie die Spanne Landes, die uns trennt,
in Eins verwuchs mit ungezählten Stunden.
Wenn du nun kommst, so wird's ein Wunder sein,
daran man glauben muß aus ganzer Seele,
und glühn in mittäglichem Liebesschein,
damit es seine Segnung nicht verfehle.
Aus: Ilse von Stach
"Wie Sturmwind fährt die Zeit"
Gedichte aus drei Jahrzehnten
Eingeleitet von Dr. Aloys Christof Wilsmann
Regensberg Münster 1948