Wie die Seele einst aus Gottes Schöpferhand
ungeteilt in ihrem Sein hervorgegangen,
wie ich schlummernd sie im Mutterschoß empfangen
und ihr gottgewolltes Urbild nicht gekannt,
so - nachdem des Lebens und des Leidens Macht
ihre reinen Kräfte teilte und zerstreute,
trennender Gewalten schon erles'ne Beute,
und der Kampf der Geister über ihr entfacht -
fühl ich selig, tief begnadet fühl ich nun,
die verlassne Einheit sich zusammenschließen,
alle Ströme meiner Seele sich ergießen,
um im Abgrund deiner Liebe fromm zu ruhn.
Aus: Ilse von Stach
"Wie Sturmwind fährt die Zeit"
Gedichte aus drei Jahrzehnten
Eingeleitet von Dr. Aloys Christof Wilsmann
Regensberg Münster 1948