Als eine Mutter mir kam unter meine Augen/
So sah ich selbige recht mit Verwundrung an/
Wie sie aus treuer Brust dem Kindlein gab zu saugen/
Damit dasselbige auch Nahrung haben kan.
Sie reicht aus Treu und Lieb ihm die bemilchte Brüste/
Und das beperlte Naß floß in die Kehle ein;
Sodann genoß das Kind der Zucker-süssen Lüste/
Dann seiner Mutter Milch ist ihm ein Nectar-Wein.
Es drückt die Augen zu vor lauter Wohlvergnügen/
Und küsset tausendmahl die liebe Mutter-Brust;
Kein Leid noch Unglück läßt sie ihme nicht zufügen/
Dann es ist ihre Freud/ und sie ist seine Lust.
Das läßt auf JEsum sich recht gründlich appliciren/
Weil meines Heilands Brust vor lauter Liebe quillt;
Die Perlen-Tropfen läßt er uns zur Labsal spühren/
Weil er der Glaubigen ihr Herz damit erfüllt.
Er zeiget ihnen sein/ noch mehr als Mutter Herze/
Worin die Zärtlichkeit der Liebe Sitz umschrenckt;
Sie schmecken lauter Lust/ und achten keinen Schmertze/
Weil lauter Lieb und Gnad sich unsern Seelen schenkt.
Die Glaubens-volle Seel legt sich gelassen nieder/
Ruht mit Johanne dort/ an ihres JEsu Brust;
Der Lebens-Balsam fleußt auf ihre matte Glieder/
Sie schmeckt nur Süßigkeit und Himmels-süsse Lust.
Und er erquicket sie mit Aepfeln und mit Blumen/
Die Liebe über sie ist selbsten sein Panier;
Und so muß also dann des Teuffels Wuth verstummen/
Weil JEsu Flügel hält beständig über ihr.
Dann seine Rechte wird die treue Seele hertzen/
Und seine Lincke ligt stets unter ihrem Haupt;
Er wird sodann mit ihr wie eine Taube scherzen/
Die ohne Sorgen stehn/ weil sie der Falck nicht raubt.
Die Seele wird sich dann in schönster Anmuth finden/
Der Liebe Süßigkeit ist über Ambra-Thau/
Der Liebe Stärck und Krafft ist gar nicht zu ergründen/
Des Todes Stärcke ist ihr nur ein Karten-Bau.
Die Seel rufft halb entzückt: Wie schön sind deine Brüste!
Sie seyn viel edler noch/ als aller Nectar-Wein!
Und der Geruch davon/ wie Balsam süsser Lüste;
Weil Ambra/ Moch, Zibeth gar nicht dargegen seyn.
Laß theurer JEsu mich an deinen Brüsten ligen/
Und schließ dein treues Hertz mir in Genaden auf!
Ich will mich lebend und auch sterbend drein verfügen/
Wann ich dereinsten werd beschliessen meinen Lauff.
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