Selma an Selmar

 
Noch einmal zurück, o ihr Zeiten
Der wonnigsten süßesten Freuden,
Vor meinen gesunkenen Blick!
O! Zauberin Fantasie, male,
Und führe im glänzenden Strale
Des Mondes mir Selmar zurück.

Hier brach ich die duftendste Rose,
Dort sucht' ich in schwellendem Mose
Das blühendste Veilchen für ihn,
Da pflückt' ich im Schatten der Laube
Die reifste, die glühendste Traube
Zu süßem Genusse für Ihn.

Dort, wo wir auf blumigen Rasen,
Einst zwischen Vergißmeinnicht saßen,
Von blühenden Ranken umstrickt,
Da schwamm in des Abendroths Glanze
Die Thräne der Liebe am Kranze,
Den Selmar'n ich freudig gepflückt.

Da küßt er am Kranze die Thränen,
Sein Auge, voll Liebe, voll Sehnen,
Sprach: »Selma! wie glücklich sind wir.«
Den leuchtenden Blicken entschwebten
Auch Thränen der Liebe, sie bebten
Am rosigen Busenband mir.

Das waren, ach! selige Zeiten!
Jetzt fühl' ich nur Schmerzen und Leiden:
Denn Selmar ist ferne von mir!
Oft irr' ich in düstren Gedanken
Dort unter den blühenden Ranken,
Und seufze, mein Selmar, nach dir!

aus: Elise Sommer Poetische Versuche
Marburg Gedruckt mit Bayrhoffer'schen Schriften 1806

Collection: 
1813

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    Noch einmal zurück, o ihr Zeiten
    Der wonnigsten süßesten Freuden,
    Vor meinen gesunkenen Blick!
    O! Zauberin Fantasie, male,
    Und führe im glänzenden Strale
    Des Mondes mir Selmar zurück.

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