Laß mir im Aug' die Thräne beben,
Sie ward ja nicht aus Schmerz geweint.
Siehst du doch auf der Blume schweben
Den Tau, wenn ihr der Tag erscheint.
Sie stund die lange Nacht in Trauer,
Geschloßnen Auges trüb und schwer;
Frühmorgens fiel ein kühler Schauer,
Lag dichter Nebel rings umher.
Doch mit der Sonne kam gezogen
Hoch vom Gebirg der junge Tag;
Da war der Nebel bald verflogen,
Bis er im Kelch als Perle lag.
So schwand die Nacht aus meinem Leben
Durch dich, du sonnengleiche Frau.
Laß nun im Aug' die Thräne beben,
Es ist im Blumenkelch der Thau.