Glühender Morgen

Da du mit mir dies schlichte Lager teilst,
Du heißgeliebtes, königliches Weib,
Mit mir glutspendend in den Morgen weilst,
Ward königlich durch dich mein schwacher Leib.

Und da der Morgen nun durchs Fenster bricht,
Wie sagt Ahn König David: "Hab's nicht not,
Daß mich zum Wachsein weckt das Morgenlicht;
Ich selbst, ich selber weck' das Morgenrot."

Ist das nicht schön? Doch du bist müd'. Schlaf ein!
So sag' ich's anders königlich: O Glanz,
Du magst dem Volke rings der Morgen sein!
Ein Wink von mir, so bist du Mondenschein
Und flichst uns in das Haar den Schlummerkranz!

aus: Das neue Buch. Neue Gedichte von Hugo Salus
Albert Langen Verlag München 1919 (S. 95)

Collection: 
1900

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