Wie Buhlerinnen sich zum Feste schmücken
Mit Schleiern, Blumen, funkelndem Geschmeid':
"Heft noch die rote Rose an mein Kleid,
Die Perlen noch, den Kühlen zu entzücken!" -
Und glaubt doch jede, mit geübten Blicken,
Mit Lippen, stets zu heißem Kuß bereit,
Mit Busenwogen, flinker Zärtlichkeit,
Auch ungeschmückt, die Herzen zu berücken:
So zwingst du meine schlichten, warmen Worte
In Prunkgewänder, schöne, stolze Frau,
Und läßt sie fröstelnd knien vor deiner Pforte.
Wie Buhlerinnen?! Meine keuschen Worte?!
Weh dir, du herzlose, verbuhlte Frau!
Auf, aus dem Staub, mein Lied! Fluch dieser Pforte!
aus: Hugo Salus Neue Garben
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1904