Frühling ist ein buntgestalter,
Farbentrunkner Riesenfalter,
Schaukelt bunt im Sonnenstrahl
Gaukelnd über Berg und Tal,
Regt die siebenfarbigen Schwingen,
Leuchten in die Welt zu bringen.
Seine Farben sind so prächtig,
Seine Schwingen sind so mächtig,
Streuen ihren bunten Staub
Nieder auf das junge Laub,
Daß in roten, grünen, blauen
Farben leuchten Flur und Auen.
Einen hellen Farbenregen,
Schneit er seinen Blütensegen
Nieder auf die weite Welt,
Und im Wald und Hag und Feld
Eifern Saat und Sproß und Hecken,
Sich mit Farben zu bedecken.
Stand in meinem engen Tale
Nüchtern heut im Morgenstrahle,
Als das Wunder just geschah.
Plötzlich kam der Falter da
Bunt am blauen Himmelsbogen
Farbenstreuend hergeflogen.
Flieh, du ödes Winterdarben,
Welch ein Wunder, ganz in Farben
Steh' ich, wie ein junger Baum!
Grünes Hoffen, bunter Traum!
Und mein Blut in roten Wellen
Fühl' ich heiß den Busen schwellen!
aus: Hugo Salus Ernte
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1903