Die Rose

 
Weiß war die Rose zuerst. Die Mädchen und Jünglinge priesen
Ihren reinen Glanz, ihren unschuldigen Schmuck.
Schnell umfloß sie die steigende Röte bescheidenen Schämens,
Und sie glühet zeither reizender noch als zuvor.
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Der Strauß
Silberglocken des Mais, ihr rötlich bekelchten Narzissen,
Hyazinthen voll Ruchs, farbiger duftender Strauß!
Sage nur, blähst du dich so an ihrem wallenden Busen,
Weil du zu schmücken sie wähnst - oder weil sie dich verschönt?
___

An Amor
Wirf sie weg, o Amor! die Pfeile, den goldenen Bogen,
Und die Fackel, die sonst Herzen entzündet und schmelzt.
Sieh, ihr Aug' ist voll Feuer; die wölbenden Braunen sind Bogen,
Und ihr schimmernder Blick sprühet der Pfeile genug.

aus: Deutsche National-Litteratur
Historisch kritische Ausgabe
Herausgegeben von Joseph Kürschner 41. Band
Zweite Abteilung Haller und Salis-Seewis
Berlin und Stuttgart Verlag von W. Spemann [o. J.]

Collection: 
1829

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    Wohl denk' ich allenthalben,
    O du Entfernte, dein!
    Früh, wenn die Wolken falben,
    Und spät im Sternenschein.
    Im Grund des Morgengoldes,
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    Wie die apfelgrünen Bänder wehen,
    Von dem Strohhut mit Schasmin...

  •  
    Weiß war die Rose zuerst. Die Mädchen und Jünglinge priesen
    Ihren reinen Glanz, ihren unschuldigen Schmuck.
    Schnell umfloß sie die steigende Röte bescheidenen Schämens,
    Und sie glühet zeither reizender noch als zuvor.
    ___...

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    Unsre Wiesen grünen wieder,
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