Weil wir jetzt Beide gleichen Kummer haben

Weil wir jetzt Beide gleichen Kummer haben,
Laß uns die Strecke mit einander gehen,
Laß einen Schmerz sich an dem andern laben.

Die Gleiches leiden, können sich verstehen,
Und aus dem gramerfüllten Innern schallen
Die Trostesworte, die zu Herzen gehen,

Die unbewußten Worte. Lindernd fallen
Gesprochne Thränen und der Thau der Nächte
Den Sonnenbränden und den Wunden allen

Wenn jetzt ein Glücklicher uns Worte brächte
Voll Lieb' und Mitleid, niemals doch bezwingen
Sie diese unbekannten, finstern Mächte;

Was aber Einer von uns Beiden singen
Und sagen mag vom Abend bis zum Abend,
Muß Ton um Ton ins Herz des Andern dringen,

Uns wie mit Harmonie'n des Schmerzes labend.

Collection: 
1888

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