Dürft' ich für Dich durch nächtlich Dunkel gehen!
Für Dich im heißen Sonnenbrande stehen!
Dürft' ich für Dich der Lasten Schwere tragen,
Für Dich in frischem Mut mein Leben wagen!
Dürft' ich für Dich mich mühen früh und spät,
Bei Sommerlust und wenn der Nordwind weht!
Dürft' für Dich sorgen, achtsam, treu und lind,
Wie eine Mutter für's geliebte Kind!
Tritt Kummer, Krankheit, Sorge in Dein Leben,
Dürft' ich Dir widmen dann mein ganzes Streben!
Wenn Du erlahmst, Dir meine Kräfte weihen,
Wenn Du erblindest, meine Augen leihen!
Es soll nicht sein! - wir steh'n uns ewig fern;
Ein leises Grüßen nur von Stern zu Stern!
Ein Ahnen nur von namenlosem Glück -
Erfüllung hält der Himmel streng zurück!
aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
III. Band Berlin 1885