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X.
Allhier in dieser wüsten Heyd'
Ist gar kein Mensch nicht weit vnd breit /
Die wilden Thier allein
Die seh' ich selbst Mitleiden tragen /
Die Vögel trawrig seyn /
Vnd mich mit schwacher Stimme klagen /
Die kalten Brunnen stärcker fliessen /
Viel Threnen gleichsfals zu vergiessen.
Stein / Wälder / Wiesen / Feld vnd Thal
Hör' ich beklagen meinen Fall;
Sie fühlen meine Pein /
Die Schafe wollen gar nichts weiden;
Du / Delia / allein
Wirst nicht beweget durch mein Leiden /
Du Kron vnd Zier der Schäfferinnen /
Du strenge Fürstin meiner Sinnen.
In dich hab' ich mein Ziel gericht /
Mein einig All / meins Lebens Liecht:
Nun hat des Glückes Neid
Von deiner Seiten mich gerissen;
Drumb wündsch' ich dieser Zeit
Nicht mehr des Lebens zu geniessen;
Vom Tode nur werd' ich bekommen
Die Freyheit so du mir genommen.
Laß ich gleich aber diese Welt /
Wird meine Trew doch nicht gefellt;
Die Liebe gegen dir
Hab' ich an manchen Baum geschnitten;
Da sieht man für vnd für
Was ich vor Angst vnd Pein erlitten:
So lang' Arcadia wird stehen
Soll auch mein Name nicht vergehen.
Es tritt Diana selber hin /
Mein Grab zu machen in das grün;
Die Göttin Flora geht
Sich nach Violen vmbzuschawen /
Mein Leichstein ist erhöht /
Darein die Nymphen werden hawen:
Hier hat den Geist dahin gegeben
Den seine Liebste bracht vmbs Leben.
aus: Martin Opitz Gesammelte Werke Kritische Ausgabe
Hrsg. George Schulz-Behrend Anton Hiersemann Stuttgart
Band II 1. Teil (1978) Band II 2. Teil (1979)