Ich hab' so lieb den Blick der stillen Güte

Ich hab' so lieb den Blick der stillen Güte,
Der alle Schroffheit der Natur besiegt,
Den Sonnenstrahl aus göttlichem Gemüte,
Vor dem, wie Rauch, das Häßliche versiegt.

Ich hab' so lieb die lilienweise Stirne
Die zwingend beugt des stolzen Mannes Knie,
Das milde Licht um eines Hauptes Firne,
Die stumme Macht der innern Harmonie.

O Frauenmacht, wenn Du Dich recht verständest
Und nie begehrtest über Dich hinaus,
Den Herrscherstab im Geist der Stille fändest -
Wir wären besser, heil'ger wär' das Haus!

aus: Deutsche Lyriker seit 1850
Mit einer litterar-historischen Einleitung
und biographisch-kritischen Notizen
Herausgegeben von Dr. Emil Kneschke
Siebente Auflage Leipzig Verlag von Th. Knaur 1887

Collection: 
1850

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  • Ich hab' so lieb den Blick der stillen Güte,
    Der alle Schroffheit der Natur besiegt,
    Den Sonnenstrahl aus göttlichem Gemüte,
    Vor dem, wie Rauch, das Häßliche versiegt.

    Ich hab' so lieb die lilienweise Stirne
    Die zwingend beugt...

  • I.
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