Ewig gleich ging Cleos Leben
eheloser Einsamkeit.
Theo wohnte gleich daneben
mit der Seele, sehnsuchtsweit.
Cleo Theo sehn -
Theo Cleo sehn -
und um beide war's sogleich geschehn.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
Beider Herzen bebten bange,
beide träumten heiß und schwer,
beide quälten sie sich lange,
beide liebten sie sich sehr.
Cleo Theo segnet -
Theo Cleo segnet,
wenn sie täglich ihm, er ihr begegnet.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
Theo hätt' ihr gern gebeichtet,
daß sein Herz nach ihr begehrt;
Cleos Blick hätt' gern geleuchtet,
gerne hätt' sie ihm gehört.
Cleo Theo sehnt -
Theo Cleo sehnt -
heiße Sehnsucht beider Los verschönt.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
Aber Theo zögert schüchtern,
ihr zu geben den Bescheid,
und auf beider Angesichtern
nagte der Entsagung Leid.
Cleo Theo scheut -
Theo Cleo scheut,
bis es beide ihrer Lieb' gereut.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
Theo wagte nichts zu sagen,
und so blieb er unvermählt.
Cleo wagte nichts zu fragen,
ob ihr Theo noch so fehlt'.
Cleo Theo mied -
Theo Cleo mied,
und von beiden alle Freude schied.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
Theo ward des Sehnens müde,
Cleo ward des Wartens satt.
Still floß eines Wassers Friede
eine Stunde vor der Stadt.
Cleo Theo floh -
Theo Cleo floh,
und im Wasser fanden sie sich so.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
Auf des Wassers dunklem Grunde
war's zur Einigung zu spät.
Ihrer Leichen bleichem Bunde
sprachen Wellen das Gebet.
Cleo Theo küßt -
Theo Cleo küßt,
doch sie haben nichts davon gewüßt.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo! (S. 60-61)