Wollt's Lieben wohl lassen,
Wollt' küssen nit mehr,
Wenn's nur nit von allem
Das Schönste grad wär.
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Könntst du nur mein Schätzel
Ein einzigsmal sehn,
Du thätst nix mehr sagen
Und ließest mi gehn.
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Laß reden und sagen,
Laß schwatzen die Leut',
Sind wir bei einander
Doch einzig erfreut.
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In der Fremd' und zu Haus
Hab' i allerhand g'sehn,
Uebers Lieben und Küssen
Will mir allweil nix gehn.
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Sieht einer den Mund
Und die Aeuglein so hell,
Der bleibt dabei stehen,
Kann nit von der Stell'.
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Ist's Lieben so sündli,
So bin i verloren,
I kanns nimmer lassen,
Und hätt' i's verschworen.
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Mein Schatz hat zwei Aeuglein,
Die freuen mich sehr,
Auch hat sie zwei Wänglein,
Die sind mein Begehr.
Zwei Wänglein, zwei Aeuglein,
Die freuen mich sehr,
Doch hat sie ein Herzlein,
Das lieb' ich noch mehr.
Aus: Gedichte von Melchior Meyr
Berlin Verlag von Julius Springer 1857