Du hast kein liebend Ja für mich
Und leben soll ich ohne dich -
Lebwohl!
Du wählst ein anderes Geschick,
Doch Mitleid glänzt in deinem Blick,
Lebwohl! Lebwohl!
So jugendschön und friedeklar,
An Leib und Seele wunderbar,
Lebwohl!
Du warst der Augen Wonneschau,
Du warst die Ros' im Morgenthau,
Lebwohl! Lebwohl!
Das höchste Glück, es stand vor mir,
Ergriffen hatt' ich's schon in dir,
Lebwohl!
Die Lieb', ach, in den Augen dein
War nur der eignen Liebe Schein -
Lebwohl!
Mein Seelenziel, mein Licht, mein Hort -
Mein ganzes Glück zieht mit dir fort,
Lebwohl!
Sei, Holde, glücklich ohne mich -
Und Gott im Himmel segne dich,
Lebwohl! Lebwohl!
Aus: Melchior Meyr Biographisches. Briefe. Gedichte
Aus seinem Nachlasse aus der Erinnerung
herausgegeben von Max Graf von Bothmer und Moriz Carriere
Leipzig F. A. Brockhaus 1874 (S. 311-312)