Die Gute, Zarte hängt an dir,
Du siehst die glänzend Frohe
Und deine Sinne drängt's zu ihr
In heller Liebeslohe.
Doch innig liebt die Gute dich:
Sie welkt in stillem Grame,
Verdunkelt ganz verliert sie sich
Vor siegumstrahlter Dame.
Erkennst du noch der Seele Schatz
Und giebst in edeln Gluten
An deinem Herzen ihr den Platz,
Der ihr gebührt, der Guten:
Dann wird sie blühn in Seligkeit
Und ganz ein Engel werden,
Verschwinden wird in Dunkelheit
Vor ihr der Reiz der Erden.
Doch könnte dich das stolze Weib
Der Lieben ganz entziehen,
Für immer wird aus bleichem Leib
Die zarte Seele fliehen.
Aus: Gedichte von Melchior Meyr
Berlin Verlag von Julius Springer 1857