Allein und krank in dumpfer Stubenenge

  Allein und krank in dumpfer Stubenenge,
Indes der Frühlingstag vom Himmel blaut,
Begeb ich mich, der Phantasie vertraut,
Auf ihrem Flügel in das Weltgedränge.

Und wie ich Wirklichkeit und Traum vermenge,
Stets weiter fühl' ich mich hinweggelockt;
Der leichte Fluß der bunten Bilder stockt,
In Fernen schon verhallen jene Klänge.

Wo keine Zeit ist, fern von jedem Orte
In tiefer Einsamkeit erkenn' ich dich.
Sind's Blicke, sind's gehauchte Liebesworte?

Nicht Ohr vermag, nicht Aug' dich wahrzunehmen,
Als Wunsch umgibst du mich, unkörperlich
Und lebend doch, aus meinem Blut ein Schemen.

Collection: 
1908

More from Poet

  •   Die unser Teil in Schicksalstagen waren,
    Erlebnisse, die unser Los gebracht,
    Was wir gelitten haben und gedacht,
    Das ist ein Schatz, den wir zusammensparen.

    Beschenke mich mit allem Wunderbaren,
    Du kannst mir geben...

  •  
    Die Liebe treibt mich, rastlos auszuspähen
    Nach dem Verborgnen, das du in dir hegst;
    Ich horche, wenn du kaum die Lippen regst,
    Als könnt' ich, eh' du redest, dich verstehen.

    Dein ganzes Leben möcht' ich rückwärts...

  •   Der du verharrst in gramvoll düstrem Schweigen,
    O möchten dir, wie schwer ich es ertrage,
    Die Tränen künden, die als stumme Klage
    Mir unaufhaltsam in das Auge steigen!

    Mein Herz fühl' ich sich blutend zu dir neigen
    In...

  •   Daß ich nur Freundschaft immer dir verheißen,
    Als fromme Lüge mußt du es verzeihn.
    Pflegt nicht der Himmel gnädig ihr zu sein,
    Wenn sie entsprang aus redlichem Befleißen -?

    Die Heilige dem Unglimpf zu entreißen,
    Die...

  •   Das ist die Stunde, da ich seiner harrte,
    Die Stunde der Erfüllung ach nicht mehr!
    Jetzt meine Feindin, Zeugin jetzt, wie sehr
    Betrogne Hoffnung eine Seele narrte.

    Ich horche, ob die Eingangstür nicht knarrte,
    Ob...