Ein grenzenloses Ineinanderweilen

  Ein grenzenloses Ineinanderweilen,
Getrennt, um eins zu sein, geteilt erst ganz,
So war für mich in eng verschlungnem Tanz
Der Nähe Glück ein Nehmen, Geben, Teilen.

Für dich war es nur ein Vorübereilen;
Du wußtest nicht, wie nah ich war – da schlug
Die Hand, die ich zu meinem Herzen trug,
Im Ungestüm die Wunden, die nicht heilen.

O bliebe mir zuletzt das Glück der Ferne!
Wie ein Erwachter, den der Gram bedrückt,
Hinwandelt einsam durch die Nacht der Sterne,

Nach ihnen, die in Weltenfernen kreisen,
Mit wunschlos schwermütiger Sehnsucht blickt,
Soll meine Seele Treue dir erweisen.

Collection: 
1908

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