Eh noch die holde Wärme ganz verglühte

  Eh noch die holde Wärme ganz verglühte,
Ja, laß uns scheiden! Frei, aus eigner Wahl!
Nicht soll, verschüttet durch gemeine Qual,
Das Glück ersticken, das aus ihr erblühte.

So bleibst du mir in unverlorner Güte,
Es bleibt der Bund besiegelt, wie er war,
Geschenk des Schicksals, von mir untrennbar,
Das ich als Kleinod meiner Seele hüte.

Mein Freund, du hast in der Verblendung Tagen,
Da mich bedrohte tiefstes Menschenleid,
Gefahr und Not getreu mit mir getragen,

Den Blick in Lebensweiten mir entschleiert;
Und was ich je erleben mag, geweiht,
Durch Stunden ist's, die ich mit dir gefeiert.

Collection: 
1908

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