Freude jubelt; Liebe waltet;
Auf! beginnt den Maientanz!
Zephyrs lindem Hauch entfaltet
Sich der Blumengöttin Kranz.
In des Forst geheimer Dichte
Girrt und flötet Minnelaut;
Unterm Grün, im Abendlichte,
Kosen Bräutigam und Braut.
Bäll' und Opern freun den Städter,
Assembleen die Städterin:
Uns entzückt der Frühlingsäther,
Uns der Haine Baldachin.
Krönt der frohen Weisheit Becher!
Horcht der Wipfel Silberschall!
Webt verschwiegne Blätterdächer!
Ruht auf Moos' am Wasserfall!
Mit des Sinngrüns blauen Glocken
Schmückt der holden Jungfraun Haar!
Tanzt, beweht von Blüthenflocken!
Wallt im Zwielicht Paar und Paar!
Heute Kuss auf Kuss der Trauten,
Jüngling! die sich dir ergab:
Viel, ach! viel der Zähren thauten
Schon auf junger Bräute Grab!
aus: Gedichte von Friedrich von Matthisson
Fünfzehnte Auflage Zürich
bei Orell Füßli und Comp. 1851