Sie an Ihn
Hast du's in meinem Auge nicht gelesen
Was ungestüm dein Mund seit gestern fragt?
Ich ahnd' in dir das gleichgeschaffne Wesen,
Und meines Daseyns öde Dämmrung tagt.
In dunkler Wolke webt mit leiser Hand,
Die Sympathie geheimnissvoll ihr Band.
Empfang', Ersehnter, diese Freudenzähre
Zum Dank, dass du den Himmel mir enthüllt!
Der Erd' entführt ins Thal der Schatten Chöre
Einst Psyche nur allein dein holdes Bild;
So rettete von Tauris wildem Strand
Sein Heiligthum Orest ins bessre Land.
Du, den ich kühn aus Tausenden erwähle,
O Schöpfer hoffnungsvoller Blüthenzeit!
In diesem Kuss nimm meine ganze Seele,
In diesem Ring, das Pfand der Ewigkeit;
Am Sternenhimmel flammt das heilge Wort;
Der Geister Einklang tönt unendlich fort.
aus: Gedichte von Friedrich von Matthisson
Fünfzehnte Auflage Zürich
bei Orell Füßli und Comp. 1851