Leidenschaft

So öde war's, die Kohle war verglommen,
Und rings herum lag kalte graue Asche,
Nur bange Seufzer athmeten beklommen.

Da ließ ich ab von jenen dunkeln Pfaden,
Da stürzt' ich fort, die kranke Seele wieder
Im Flammenmeere des Gefühls zu baden.

Es ist nicht gut, sich einsam abzuhärmen;
Die Blumen neigen sich zum Sonnenlichte,
Und Feuer braucht der Geist, sich zu erwärmen.

Doch fand ich nicht den stillen Schein der Kerzen,
Der friedebringend treuer Liebe leuchtet,
Ich fand die Leidenschaft mit Lust und Schmerzen.

Es zuckt im Herzen, es durchzuckt die Glieder,
Der Busen hebt sich, und die Adern schwellen,
Und heiße Funken sprühen hin und wieder.

Die Flamme schwingt sich auf mit rothen Flügeln,
Die Seele wird erfaßt von wildem Brande,
Die Macht des Feuers ist nicht mehr zu zügeln.

Collection: 
1865

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