I.
Luft wär' meine Liebe
Die nicht haften bliebe
Für die Ewigkeit? -
Ohne Dich zu kränken,
Laß mich's überdenken,
Was Dein Wort mir beut!
Denke Dir das Leben
Ohne Lust gegeben:
Lieb' ist Lebenslust.
Denke Dir die Lenze
Ohne duft'ge Kränze:
Lieb' ist Blumenduft!
Sieh die Erde schweben
Ohne Furcht und Beben,
Nur der Luft vertraut;
Ewig treu getragen
Steht der Sonnenwagen,
Eine Himmelsbraut.
Luft ist auch der Himmel!
All sein Sterngewimmel
Hängt in blauem Duft.
So die Welt bezwingend,
Ihren Leib umschlingend,
Herrscht als Geist die Luft.
Sei Du meine Erde!
Und im Frühlingswerde
Sollst Du ewig steh'n.
Ach mit Liebesbeben
Will ich Dich umschweben,
Dich als Luft umweh'n.
Hörst Du's leise rauschen?
Ew'ge Küsse tauschen
Unter'm Himmelszelt?
Bebend im Verlangen,
Allwärts heiß umfangen
Will ich meine Welt.
Wie die Himmel zittern
Und in Ungewittern
Sich ihr Schmerz ergießt,
Will ich Dich durchdringen,
Deinen Schooß umschlingen,
Wo mein Leben sprießt -
Will Dich sanft umkosen
Und in Deinen Rosen
Träumen süßen Traum.
Zwingst Du mich zum Wüthen,
Schüttl' ich Deine Blüthen
Dir vom Lebensbaum.
Wie die Luft mit Flügeln
Thalwärts und auf Hügeln
Bis zum Sternenzelt, -
So mit Athemzügen
Will ich Dich umfliegen,
Dich, Du meine Welt.
II.
Und nennst Du Feu'r, was mich verzehrt:
So weine um mein Herz,
Bis meine Fackel umgekehrt,
Bis ausgelöscht mein Schmerz.
Sei Du der Thau vom Himmel her
Und kühle diese Gluth,
Sei Du das weite blaue Meer,
Ich tauch' in seine Fluth.
Wie Regen träufle weich und mild
Vom Himmel niederwärts,
Und jeder Tropfen drückt Dein Bild
Mir tief in's heiße Herz.
Und jeder Tropfen eine Welt,
Darin Dein Auge lacht,
Dein Aug', das treulich Wache hält
In dunkler Liebesnacht.
Ein Feuerbrand der Einsamkeit
Verzehrte mich vor Dir;
Nun bin ich todt vor eignem Leid,
Du aber lebst in mir.