Ganz und für ewig

Nie wieder lieben, - was man lieben nennt:
Eins sein an Seel' und Leib,
Nur Eine Flamme, die gen Himmel brennt,
Ein Wesen Mann und Weib!

Willst Du es schwören? - Schwöre nicht zu balde;
Oft kommt der Tod so früh!
Die Vögel frei'n und lieben in dem Walde
In freier Harmonie!

Doch wo der Geist im Kampf den Geist gefunden,
Glückselig im Verein:
Kann da ein Herz zum zweiten Mal gebunden
Mit Leib und Leben sein?

Ich frage Dich, den Schöpfer aller Welten,
Der Du Gesetze giebst,
Die, weil Natur sie fordert, ewig gelten,
Und Lohn wie Rache übst.

Ich raubte mir die reine Kinderseele
Und schuf sie neu für mich;
War's ein Prometheusraub, und was ich fehle,
Rächt es am Felsen sich?

Nehmt hin, Ihr Götter, alle Eure Gaben,
Nehmt hin was jemals mein;
Todt will ich gern, für alle Welt begraben,
Nur hier unsterblich sein!

An diesem Baum, den ich in Sturm und Wetter
Gehütet spät und früh,
Laßt mir das stille Säuseln seiner Blätter
In süßer Melodie.

Ich hegte seine heilig reinen Blüthen,
Den frischen Erstlingstrieb,
Schützte die Frucht vor allen Sturmes Wüthen
Mir selbst und ihr zu Lieb.

Verweht die Asche mir in alle Winde,
Versink' ich still in Staub:
Wenn ich dies Eine Herz nur wiederfinde
Nicht eines Zweiten Raub!

Und bin ich einst für alle Welt verloren,
Vergessen all was mein:
Laßt in der Einen, die ich mir erkoren,
Mich still unsterblich sein!

Collection: 
1862

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