Ein Händedruck

Geheime Liebe willst du zeigen,
Die deines Herzens Glück und Schmuck? -
O laß von ihr die Lippe schweigen
Und zeig' sie nur im Händedruck.

Vertrau' dem Auge nicht, dem raschen,
Der Seele Lust, der Seele Glück;
Es möchte kalt die Welt erhaschen
Den ersten, heißen Liebesblick.

Du darfst zu der Geliebten gehen
Und drücken ihr die weiche Hand,
Da wird die Liebe dich verstehen,
Ob alle Welt dich nicht verstand.

Ein Händedruck ist Seelenspende,
Ist Sprache, die nur Liebe kennt.
Wo Liebe band die treuen Hände,
Hat nimmer sie die Welt getrennt!

Collection: 
1877

More from Poet

  • Was ist die seligste Wonne auf Erden?
    Zu lieben und wieder geliebt zu werden.
    Was läßt das Herz sich gar tief betrüben?
    Zu lieben und nimmer geliebt zu sein;
    Doch das ist die größte, die schwerste Pein:
    Geliebt zu werden und...

  • O wer errang das Himmelsgut
    Und fromm an treuer Brust geruht,
    Wer, was die Seele fühlt und denkt,
    In ein geliebtes Herz gesenkt,
    Und nun muß einsam, einsam sein -
    Der kennt den Ruf: ich bin allein!

    Ob Sehnsucht ihm...

  • Du hast viel' Leid getragen,
    Viel' Wehe, trüb' und schwer;
    Doch nun laß ab, zu klagen,
    Daß öd' dein Herz und leer.

    Ob höchstes Glück dir fehle,
    Dein Geist ist nicht allein;
    Denn dein ist eine Seele,
    Die...

  • Freund zu sein, lerne vom Mond! -
    Beim Glanze des Tages verborgen,
    Tritt er zur Erde voll Trost,
    treu unter Schauern der Nacht.

  • Ich möchte nur einmal, Geliebter du,
    Deine Augen küssen und - weinen,
    Nur einmal bergen mein Haupt zur Ruh'
    An deinem Herzen, dem reinen.

    Nur einmal möcht' ich ergründen ganz
    Deiner Seele geheimste Tiefen
    Und Worte...