Sonnet Vergänglichkeit der schönheit

 
Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /
Der augen süsser blitz / die kräffte deiner hand /
Für welchen solches fällt / die werden zeitlich weichen /
Das haar / das itzund kan des goldes glanz erreichen /
Tilgt endlich tag und jahr als ein gemeines band.
Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.
Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen /
Dein herze kan allein zu aller zeit bestehen /
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.

aus: Benjamin Neukirchs Anthologie
Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen
auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte Theile 1-7
Tübingen Niemeyer 1961-1991
(Neudrucke deutscher Literaturwerke)
(Theil 1 S. 46-47)

Collection: 
1709

More from Poet

  •  
    Ist denn dein herze gar erfroren?
    Bist du aus schnee und eiß gebohren?
    Hörst du mein seuffzen nicht /
    Und was mein unmuth spricht?
    Soll ich dich göttin nennen?
    So nimm des himmels wehmuth an /
    Der...

  •   Ihr hellen mörderin / ihr augen schliest euch zu /
    Jedoch die schönen brüste /
    Als zunder meiner lüste /
    Geniessen keine ruh /
    Ihr auffgeblehter schnee rafft alle krafft zusammen /
    Und bläst in meine flammen.

    ...
  •  
    Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
    Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
    Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
    Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /
    Der augen süsser...

  •  
    Ein haar so kühnlich trotz der Berenice spricht /
    Ein mund / der rosen führt und perlen in sich heget /
    Ein zünglein / so ein gifft vor tausend herzen träget /
    Zwo brüste / wo rubin durch alabaster bricht /
    Ein hals / der...

  •  
    1.
    Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit /
    Was kan uns mehr / denn sie / den Lebenslauf versüssen?
    Sie lässet trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen /
    Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit;
    In...