Armseliger / was hilfft dich doch dein lieben?
Du liebest / was nicht lieben kan /
Des himmels schluß hat dich itzt zwar getrieben /
Doch rührst du was verbotnes an.
Die schönheit / die dein herze sucht /
Ist des verbotnen baumes frucht.
Die hoffnung lud mich einsten zwar zu gaste /
Der neid läst aber mich nicht ein /
Die mißgunst macht mir eine stete faste /
In der viel marter-wochen seyn.
Mein paradieß ist zugemacht /
Und wird von eyffersucht bewacht.
Wer lescht den durst mir nun in dieser wüste?
Ich leide noth bey überfluß.
Was nützt der auszug engels-gleicher lüste /
Weil sie kein mund geniessen muß?
Das auge / das vergnügung hat /
Macht durchs gesicht kein herze satt.
Ich küsse gnug / und spiele in gedancken /
Gedancken aber speisen nicht.
Manch süsser traum setzt mich in liebes-schrancken;
Was ist ein traum beym tage-licht?
Diß blendwerck schwindet wie ein dunst /
Und das ergetzen ist umsonst.
So müh ich mich mit irrwisch und auch schatten /
Und der ichs klage / lacht darzu;
Es schwärmen kaum ums licht so viel der matten /
Als seuffzer stöhren meine ruh.
Ein stetes wünschen frißt mich ab /
Und nicht erhalten bringt das grab.
Stirb / Lysis / stirb / viel besser ists gestorben /
Als ohne Phyllis gunst gelebt;
Wer so verdirbt / der ist / traun / wohl verdorben /
Wenn ihn das glücke so erhebt;
Vielleicht rührt Phyllis todt mich an /
Als sie im leben nicht gethan.
aus: Benjamin Neukirchs Anthologie
Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen
auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte Theile 1-7
Tübingen Niemeyer 1961-1991
(Neudrucke deutscher Literaturwerke)
(Theil 1 S. 453-454)