Landsknechtlieder

I.
Dein Mund wollt' mich nicht küssen
Zum Weggeleit,
Hab' von dir scheiden müssen
Für alle Zeit.
Wohl wollt' mein Herzschlag stocken
Zur Scheidestund',
Das finstre Aug' blieb trocken
Und stumm der Mund. -
Vom Berg' schau' ich hinüber
Nach deinem Haus,
Die Wolken ziehn darüber,
Mein Stern - lisch aus!

II.
Fahr' wohl
Fahr' wohl! - In blauen Lüften
Zugvögel locken zumal,
Und jeder Berg in Düften,
Voll Sonne jedes Thal.

Im Land Trompeten blasen,
Heerfolge wirbt der Tod.
Mein Rößlein stampft den Rasen
Und wiehert ins Abendrot.

Ruh' will ich mir erstreiten
Und mußt's im Tode sein!
Will reiten - reiten - reiten
Bis in den Himmel hinein!

III.
Am Lagerfeuer
Uralte Linden blühen
In Duft und Pracht.
Die Lagerfeuer glühen
Rot durch die Nacht.

Es singen die Genossen
Bei Spiel und Wein -
Vom Mondlicht ganz umflossen
Lehn' ich allein.

Kein Echo weckt das Tönen
In mir voll Lust,
Es bräch' doch nur als Stöhnen
Aus wunder Brust.

Was soll von Glück ich wissen?
Die Saite sprang -
Hat Eine sie zerrissen
Im vollsten Klang.

IV.
Ein Zeichen
Das war vor Tau und Tagen,
Da bin ich jäh erwacht, -
Einen Schatten sah ich ragen
Schwarz in die Nacht.

Wie Eis schlich's durch die Glieder,
Da mich sein Blick gebannt -
Stumm beugt' er sich hernieder
Und hob die Hand.
- - - - - - - - - - -
Meine Wange that erbleichen,
Still stand mein Blut im Lauf,
Er schlug ein Kreuzeszeichen -
Da fuhr ich auf.
- - - - - - - - - - -
Ein Specht am Baume hämmert,
Traumstill sonst Wald und Hag,
Blutrot im Osten dämmert
Der junge Tag.

V.
Nach dem Kampfe
Vorbei nun Kampf und Streit -
Vom Mondlicht überflossen,
Wie ruht die Welt so weit!

Mir ist, in Halm und Gras,
Mein letztes Bett bereitet,
Vom Todespurpur naß.

Und Friede - Friede rings -
Mein Streiten und mein Reiten
Bis in den Himmel ging's.
- - - - - - - - - - - -
Es biegt im Abendwind
Wildröslein hold sich nieder
Zum Scheidegruße lind;

Nachttau - wie Thränen - fällt,
Weil niemand um mich weinet
Sonst auf der weiten Welt.

Doch an der Himmelsthür,
Da breitet weit die Arme
Mein Mütterlein nach mir. -

Mondstrahlen bauen weich
Eine goldne, goldne Brücke
Mir in das Himmelreich.

Collection: 
1900

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