11.
Es erwachen wilde Wetter,
Brausen über Flur und Hain,
Streuen herbstlich welke Blätter
Mitten in den Strom hinein.
Aber ob sie wild und wilder
Stürme, diese Herbstnatur -
Ich erblicke Frühlingsbilder,
Athme Paradieses Spur.
Zarte Blüthen sind zur Stelle,
Welche mir mein Lieb geweiht,
Und es strömt durch meine Zelle
Das Arom der Rosenzeit.
Lieblich eifern blonde Locken
Mit der Sonne reinem Gold;
Eine Stimme, hell wie Glocken,
Sagt mir süß: "Ich bin Dir hold!"
Und so fürcht' ich Herbstessausen,
Winterliche Fröste nicht;
Wo der Liebe Zauber hausen,
Da ist Leben, da ist Licht.
aus: Vor Tagesanbruch
Erzählungen und Lieder
von Amara George
Frankfurt a. M.
Verlag von Meidinger Sohn & Comp. 1859