3.
Es scheidet uns das Leben, und der Raum,
Der grausame, der Tag, das wache Sein,
Wo einzig und allein
Der Harm der Trennung und der Ferne klar.
Doch freundlich ist und liebevoll der Traum.
Er zaubert das Entrückte wunderbar
Zu uns heran. Da ich ein Kind noch war,
Krank, und der Speise, die mich stärkte, bar,
Ward ich von ihm auf's holdeste bedacht.
All' Köstliches und Labendes, was ich
Begehren mochte, bot dem Auge sich,
Dem Munde lachend und in Fülle dar.
Wenn ich sodann erquicket aufgewacht,
That ich, was ich geträumt, der Mutter kund.
Es feuchtet ihres Auges hellen Schein
Der Rührung Thau. "Mein Kind, es nähren Dich",
Sprach sie zu mir, "die lieben Engelein."
Sie sprach's vielleicht nicht völlig ohne Grund.
Sie mögen jetzt auch meine Tröster sein.
Das traute Glück, das meine Tage flieht,
Sie spenden mir's, die lieben Engelein,
In meiner Nächte stillem Traumgebiet.
aus: Vor Tagesanbruch
Erzählungen und Lieder
von Amara George
Frankfurt a. M.
Verlag von Meidinger Sohn & Comp. 1859